Drei Gründe

In einem Gespräch mit einer Freundin nennt diese mir drei Gründe, warum es ihrer Meinung nach so wichtig ist für Frauen, berufstätig zu sein: Ohne Job bleibt eine Frau abhängig (und unfrei), fehlt ihr zunehmend ein eigener Horizont und ist sie dadurch irgendwann kein Gegenüber mehr für ihren Mann.

Ihre Worte sind ehrlich – und brutal. Ich kann spontan nichts entgegnen, denn sie hat ja Recht (ein bisschen): Ich bin finanziell abhängig (wenn ich mich deswegen auch nicht automatisch unfrei fühle); mein Horizont erweitert sich nicht durch einen Beruf (sondern nur durch Menschen, Themen und Tätigkeiten, mit denen ich in meinem berufslosen Leben zu tun habe); mein Mann wirkt mit mir als Gegenüber keineswegs gelangweilt, sondern mehr als ausgelastet. Im Nachhinein frage ich mich, wie man derart unsensibel formulieren kann. Nie würde ich so abfällig das Lebenskonzept eines anderen bewerten. Dennoch ärgert mich ihre Bemerkung nur ein bisschen – und auch erst, als ich sie mir später noch einmal durch den Kopf gehen lasse. Das hat drei Gründe:

Weil ich die Argumente verstehen kann: Erfolg im Job gehört heutzutage für viele Frauen zur Identität – fehlt bei mir aber.
Weil ich außerdem weiß, dass kein Lebenskonzept das Nonplusultra ist, aber meines auch wichtig: Die Gesellschaft braucht Menschen wie mich, die nicht verplant sind, sondern Zeit haben und ein Ohr für Spontanes und scheinbar Unwichtiges.
Und wahrscheinlich am wichtigsten: Weil ich dankbar und meist sehr zufrieden bin damit, wie ich mein Leben füllen kann.

Ich weiß nicht, ob meine Freundin dasselbe von sich sagen könnte.

Zufrieden und anstrengend

Alles, was mich wirklich zufriedenstellt, beansprucht mich auch. Für mich sind das unter anderem: Gartenarbeit, eine Laufrunde, Zeit mit den Kindern, an Texten arbeiten, eine Rede vorbereiten – und halten, Menschen wirklich zuhören, manchmal auch eine Streich- oder Putzaktion … Dabei muss mein Tun nicht zu einem perfekten Ergebnis führen: Ich bin auch mit „gut bis sehr gut“ zufrieden, wenn ich mich bemüht habe.

Es kann aber passieren, dass alle Anstrengung mich nicht zufriedenstellt. Wenn ich etwas nicht kann, lasse ich – wenn möglich – lieber die Finger davon: Mit einem renovierten Zimmer bin ich eher zufrieden, wenn jemand sich darum bemüht, der tapezieren kann.