Zu viel?

Dreimal schon hatte ich eine Gürtelrose, zweimal mit Symptomen, einmal ohne. Ich weiß, wie unangenehm das ist und wie lange eine vollständige Erholung dauert. Auch mit verspannten Muskeln habe ich manchmal zu tun – und erlebe diese als ebenso beeinträchtigend und oft langwierig. Beide Symptome treten auf, wenn etwas „zu viel“ ist in meinem Leben und ich aus dem Gleichgewicht gerate. Seit drei Tagen habe ich Schmerzen: Erst fühlten sie sich nach Verspannung an, später ähnelten sie denen einer Gürtelrose. Mit gängigen Schmerzmitteln kann ich sie kontrollieren. Gleichzeitig „fahre“ ich nur noch mit halber Kraft durch meine Tage und schone mich. Ich versuche, mich auf angenehme Dinge zu fokussieren und „mir keinen Stress zu machen“. Das gelingt nur begrenzt: Zwar kann ich meine Arbeit reduzieren und an schöne Dinge denken; aber innerlich bin ich in Alarmbereitschaft: „Schau dort nicht hin“ motiviert schließlich jedes Kind, eben genau dort hinzuschauen… 

Zu viel ist nie gut, weder zu viele Gedanken noch zu viel Arbeit. Ich brauche eine gute Balance. Ich möchte nicht nur dann daran denken, wenn ich Schmerzen habe – ob sie nun von einer Gürtelrose kommen oder ich nur verspannt bin.

Zu viel oder überschaubar

Wir sind sieben Personen und besitzen entsprechend von allem viel. Zum Beispiel (mindestens) vierzehn mal Bettwäsche: Wenn ich die Bezüge wasche, kann ich neue aufziehen, bevor die alten trocken sind. Insgesamt halte ich unseren Besitz für eine überschaubare Menge; dennoch haben wir natürlich von manchem zu viel – zu viel Spielzeug, zu viele Bücher, zu viele Klamotten.

Gestern räumte eine meiner Töchter ihren Schrank aus. Das, was sie aussortiert hatte, ließ mich neugierig in ihren Schrank schauen. Er ist nicht leer, darin befindet sich nur nicht mehr zu viel, sondern eine gut überschaubare Menge.