Enttäuscht oder dankbar

Einen alten Freund will ich besuchen. Er wohnt weit entfernt am anderen Ende von Deutschland – in der Nähe von zwei anderen alten Weggefährten. Ich fahre nicht gern so weit, raffe mich aber dennoch auf und frage alle drei, ob sie Zeit haben: `Damit es sich lohnt´. Voller Vorfreude fahre ich los. Zwei Begegnungen werden wunderbar – vertraut, belebend, die Freundschaften auffrischend. Das dritte Treffen verläuft unter erschwerten Bedingungen. Es ist ausgerechnet die Begegnung, der ich am meisten entgegen gefiebert hatte. Die Bilanz könnte trotzdem positiv sein; aber zunächst bin ich eher enttäuscht als dankbar. Das ist schade, aber so muss es nicht bleiben: Es liegt an mir, welchem Gefühl ich langfristig mehr Raum gebe – und wie sich das Wochenende in meiner Erinnerung anfühlen wird.

Vor dem „Abflug“

Es ist Freitag. Wir wollen später noch übers Wochenende wegfahren. Alle packen selbständig, wir brauchen nicht viel und haben Zeit. Die Ruhe, in der dies geschieht, ist bestechend. Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt ändert sich die Atmosphäre:

Kind 1: „Gibt`s noch was zum Essen?“
Kind 2: „Ich habe dir eine Mail geschickt, da musst du was ausdrucken und unterschreiben.“
Kind 3: „Ich brauche einen neuen Füller.“
Kind 2: „Wir müssen am Sonntag unbedingt um 13 Uhr wieder hier sein, schaffen wir das?“
Kind 4: „Können wir die neue Federmappe für mich jetzt besorgen?“
Kind 2: „Hast du meine Trainingssachen gewaschen? Wo ist meine Jogginghose?“
Kind 4: „Kann ich schon ins Auto gehen? Wie lange fahren wir?“
Kind 5: „Kann ich die Melone aufschneiden?“
Kind 4: „Wo ist Papa?“
Kind 3: „Wann fahren wir los?“
Kind 4: „Wer fährt?“
Kind 2: „Was heißt, wir müssen „schicke“ Sachen mitnehmen?“

Ich freue mich auf den Moment, wenn wir losfahren – egal, ob wir etwas vergessen oder nicht.