Minderheiten

Immer wieder geht es zur Zeit um korrekte Sprache; jeder soll sich angesprochen fühlen (und auch jede oder besser: jede:r). Das Ziel dabei ist, Minderheiten gegenüber rücksichtsvoll zu formulieren. Diese werden dabei gern zusammengefasst unter LGBTQIA – oder (für die Minderheit unter uns, die mit dem Englischen nicht so vertraut ist: LSBTIQ für Lesbisch-Schwul-Bisexuell-Transgender-Intergeschlechtlich-Queer). Sprache soll sich an alle richten: Das hört sich sehr positiv an, den Ansatz kann ich verstehen. Wie viele Menschen sich hinter dieser Minderheit verbergen – ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sich 85 Prozent als heterosexuell bezeichnen. Von den restlichen 15 Prozent machen die meisten keine Angaben. Dennoch wollen sie sprachlich berücksichtigt werden – und fordern dies vehement ein.

Immer wieder geht es zur Zeit auch ums Impfen; auch hier werden alle angesprochen: Der Tenor lautet, dass die Geimpften sich solidarisch verhalten. Auf die Ungeimpften wird verbal – und künftig wahrscheinlich auch finanziell – Druck ausgeübt. Ein Journalist schrieb in diesem Zusammenhang, die Mehrheit (= die Geimpften) sollten sich nicht länger von einer Minderheit bestimmen lassen müssen. Rücksichtsvolles Formulieren würde ich das nicht nennen. Wie viele Menschen sich hinter dieser Minderheit der Ungeimpften verbergen – ich weiß es: Die Daten dazu gehen fast täglich durch die Presse. Mittlerweile sind 63 Prozent der Deutschen zumindest einmal gegen das Corona-Virus geimpft – 37 Prozent also noch nicht, ein Drittel.

Sicherlich kann man die Größenordnung für eine „Minderheit“ unterschiedlich festlegen. Es mögen 15 oder 37 Prozent sein, das ist mir egal. Aber ich wünschte mir, mit allen Minderheiten würde gleichermaßen rücksichtsvoll umgegangen werden.