Vom Meckern

Ist es wirklich typisch für uns Deutsche, viel zu meckern? Meckern andere Völker tatsächlich weniger? Und: Ist es besser, nicht laut zu meckern und aber hinter vorgehaltener Hand ständig sauer zu sein? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall existiert wie immer eine ausgewogene Mitte oder viele gute Ansätze. Nur treffen wir die mit undifferenzierter Schimpfe und Kritik höchst selten. Dieses generelle Gemeckere an allem und jedem ist tatsächlich wenig hilfreich – und übersieht oft den Balken im eigenen Auge. Welchen Balken? Genau!

Leider ist das verbale Miteinander auf der höchsten politischen Ebene unseres Landes inzwischen sehr aggressiv – und taugt nicht als Vorbild. Wenn wir Politiker zuhören, müssen wir uns nicht wundern müssen, dass Kritik per se als demütigend und die Person ablehnend empfunden wird. Dabei macht der Ton die Musik! Die Welt ist nicht schwarz-weiß, und zwischen meckern und loben liegen viele Grautöne: zum Beispiel konstruktive, ehrliche und den anderen wertschätzende Kritik. Aber die erfordert ein Mindestmaß an Respekt und die Bereitschaft, ausgewogen und differenziert miteinander zu kommunizieren. Meckern ist leichter.

Einmal gesagt

Jemand bezeichnete mich vor Jahren einmal als Meckerzicke. Ich fand und finde diese Einschätzung falsch – wen wundert`s. Dennoch kann ich sie nicht einfach ignorieren. Egal ob begründet oder nicht – aus der Perspektive dieser Frau meckerte ich viel. Wie richtig oder falsch ihre Einschätzung auch war, wie wenig begründet: Wahrscheinlich steckte darin ein Kern Wahrheit.

Dieser Kern war und ist wie ein Sandkorn in meinem Auge – es stört mich, ich würde es gern loswerden. Ich weiß nur nicht, wie! Mit der Frau habe ich nichts mehr zu tun; aber immer wenn ich mich über etwas ärgere, frage ich mich, wie ich ehrlich damit umgehe. Berechtigte Kritik ist okay, verbalisierter Ärger hängt vom Ton ab, nur Meckern ist per se negativ konnotiert. Kritischer Mensch – na gut, manchmal verärgert – geht in Maßen, aber eine Meckerzicke will ich nicht sein.