Mal eben

Unsere Abschlussleiste in der Küche hat ihre besten Zeiten hinter sich; mein Mann kauft eine neue. Am Samstagnachmittag wollen wir sie anbauen – mal eben. Die nächsten zwei Stunden konfrontieren uns mit einem Sammelsurium an Unzulänglichkeit: eine mehr oder weniger stumpfe Säge, Schrauben, die nicht richtig greifen, die Akkuschrauber-Bits passen nicht 100-prozentig. Zudem liegt die Arbeitsplatte zum Teil nicht nah genug an der Wand (weil diese alt, krumm und schief ist). Glücklicherweise schneiden wir korrekt zurecht und planen auch die Eck- und Verbindungs-Blendstücke in unsere Berechnungen mit ein. Das Endergebnis sieht gut aus; die vielen stillen und lauten Seufzer vergessen wir bis zum nächsten Verschönerungsprojekt hoffentlich wieder. Im Moment ist ein Gedanke präsent: `Mal eben´ dauert meistens länger, als man vorher denkt und sich wünscht, und ein erfolgreicher Abschluss fällt einem nicht in den Schoß.

Mal eben

Ein Kommentar in der Zeitung: Eine junge Schauspielerin (zwischen 20 und 30) meint, es sei heute nicht mehr üblich, `mal eben´ für ein Wochenende wegzufliegen. Man müsse sich jetzt eben daran gewöhnen, dass derartige Ausflüge nicht mehr so `normal´ seien wie noch vor zehn Jahren. Ich reibe mir verwundert die Augen: Noch nie in meinem Leben bin ich `mal eben´ für ein Wochenende irgendwohin geflogen! Flugreisen sind für mich nicht normal, sondern ein Luxus – weniger finanziell als vielmehr dahingehend, dass man sie eben nicht `mal eben´ unternimmt. Wenn es nicht so ein besorgniserregender Anlass wäre, der uns derartige Ausflüge momentan verbietet, würde ich mich über diesen Sinneswandel freuen: In den letzten 20 oder 30 Jahre haben wir eine Menge Besonderes für ziemlich normal gehalten – nicht nur Flugreisen am Wochenende. Heute `haben wir den Salat´, wollen alles besser machen und denken, wir könnten durch ein wenig (Flug-)Verzicht `mal eben´ die Welt retten … Ich weiß, dass das eine Illusion ist – vielleicht auch, weil mein `normal´ schon immer mit Bodenhaftung zu tun hatte.