Leider nicht

Ich gebe zu, es waren komplexe Gedanken, die mir kürzlich durch den Kopf gingen, zu einem schwierigen Thema: das Leid auf der Welt, ein allmächtiger und liebevoller Gott – und wie man beides unter einen Hut bekommt. Für mich sind das zwei unumstößliche Tatsachen, die sich nicht ausschließen, sondern friedlich nebeneinander existieren. Aber das geht ja nicht jedem so: Sterbende Kinder werden gern angeführt, um zu beweisen, dass Gott entweder nicht allmächtig oder zumindest nicht liebevoll ist. Es ist ja auch nicht immer gleich einfach, diese Spannung auszuhalten, und erklären kann man sie überhaupt nicht.

Außerdem habe ich persönlich noch kein wirklich großes Leid erfahren und kann vielleicht nicht mitreden. Aber trotzdem hatte ich vor einiger Zeit so einen guten Gedanken, so ein überzeugendes Argument dafür, dass das Leid und Gottes Allmacht keinen Widerspruch darstellen. Leider konnte mein Mann mir nicht folgen (der sonst immer gut zusammenfasst, was ich nicht geordnet bekomme). Sonst könnte ich diesen Gedanken jetzt in einem Satz wiedergeben – für all diejenigen, die angesichts des Leides in der Welt daran zweifeln, dass Gott allmächtig und liebevoll ist. Nicht dass Gott mich und meine Argumente nötig hätte, aber schön wäre es doch gewesen …

Des einen Freud, des anderen Leid … 

Es soll mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene umgeschichtet werden – dafür muss es bessere (und mehr) Zugverbindungen geben. Auf dem Weg durch die Lüneburger Heide sehen wir Kreuze aus roten und weißen Latten: Mit ihnen protestieren Anwohner gegen eine geplante Bahntrasse.

Windräder produzieren Strom aus der erneuerbaren Energie Wind – Klimaschützer freuen sich. Menschen in Gegenden mit viel Wind erleben die schon vorhandenen Windparks als landschaftszerstörend und wehren sich engagiert gegen weitere Windkraftanlagen.

Bei uns im Stadtteil quält sich der Fernverkehr mitten durch die Siedlung; Anlieger nervt das schon seit mehreren Jahrzehnten. Eine Umgehungsstraße wird immer nur teilweise genehmigt. Gegen den letzten Abschnitt, der meinen Stadtteil entlasten würde, kämpfen sowohl Naturschützern als auch andere Anwohnern seit ebenso vielen Jahrzehnten – entschlossen und bisher erfolgreich.

Mein Sohn geht in drei Wochen für elf Monate ins Ausland. Er freut sich auf diese Erfahrung und das, was fernab der Heimat (und der Familie) möglich sein wird. Während wir uns mit ihm freuen, sind wir gleichzeitig wehmütig: Wir werden ihn vermissen.

Des einen Freud und des anderen Leid liegen manchmal nah bei einander – und entziehen sich dennoch einem zufrieden stellenden Kompromiss.