Lebenszeit

„Kehre um und sage Hiskia, dem Fürsten meines Volkes: `So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen …, und ich will fünfzehn Jahre zu deinem Leben hinzutun…´“
2. Könige 20, 5+6a

15 Jahre sind lang, oder? Als Gott zur Lebenszeit von Hiskia noch 15 Jahre hinzutat, war das viel. Ich habe diese Geschichte schon oft gelesen und staune jedesmal. 15 Jahre mehr leben dürfen, einfach so – nur Gott kann das schenken. Dennoch blieb die Geschichte um Hiskia für mich eine Geschichte.

Als ich vor sechs Jahren für einen todkranken Menschen um weitere 15 Jahre Leben betete, kam mir das vermessen vor. Damals ging es um Monate oder Wochen, die Endlichkeit des Lebens war sehr greifbar. Im Angesicht des Todes erschienen mir 15 Jahre unglaublich lang und mehr als genug. Dann wendete sich das Blatt, dieser Mensch erholte sich und darf seither weiterleben. Monat für Monat staunte ich und war dankbar – und gewöhnte mich daran. Bis heute.

Über sechs Jahre später ist eine Menge der erbetenen Zeit vergangen; und ich frage mich, warum ich damals nicht um 30 weitere Jahre betete. In der Rückschau erscheint mir die Zeit nicht mehr so lang – vor allem die noch verbleibende nicht. Jetzt, wo ich miterlebe, dass es für Gott tatsächlich keine Schwierigkeit ist, weitere Lebenszeit zu schenken, erscheint es mir weniger vermessen, darum zu bitten. Und ich hoffe, Gott gibt noch reichlich dazu.