Kunde oder Kollateralschaden

Vorab: Ich höre kein Radio. Vielleicht sollte ich „kaum“ sagen, denn meine Kinder tun es – und manchmal bin ich währenddessen mit ihnen zusammen. Kaum also. Es fehlt mir nicht. Ich höre auch keine andere Musik nebenbei – höchstens während ich bügele. Ansonsten höre ich Musik nur, wenn ich wirklich Musik hören will. Es ist für mich eine eigenständige Tätigkeit.

Wenn ich in einen Klamottenladen gehe, empfinde ich die meist erklingende Musik als herausfordernd. Sie raubt mir die Ruhe und nimmt mir die Lust, mich interessiert umzuschauen. Sie macht mich gleichzeitig müde und hibbelig. Das, was es mir schön machen soll im Laden, macht es mir unangenehm. Oft frage ich mich, ob es den Verkäufern nicht genauso geht und wer eigentlich entscheidet, dass in vielen Geschäften immer Musik laufen muss.

Für mich müssten sie nichts abspielen, für mich als Kundin – und bin ich nicht König? In meinem Fall steht die Musik meiner Bereitschaft im Weg, mich länger und gern in diesen Läden aufzuhalten und Geld gegen Ware zu tauschen. Entweder, es geht nicht um die Kunden, was komisch wäre. Oder aber ich bin der Ausnahmefall, eine der wenigen Personen, die nicht mehr und lieber einkauft, wenn sie dabei Musik hören kann. Mein persönlicher Unwille beim Shoppen ist dann vielleicht der Kollateralschaden, der in Kauf genommen wird, weil man es eben nicht jedem recht machen kann.

Es wäre doch interessant, wieviele Leute die Musik in Geschäften wirklich schätzen, gleichgültig über sich ergehen lassen, schlicht ertragen oder ebenso störend finden wie ich. Bei einer solchen Studie würde ich mitmachen. Es kann auch alles so bleiben, wie es ist – es würde mich nur interessieren, wie groß der eingeplante Kollateralschaden ist.