Die Kraft, die in mir steckt

Mein Sohn sagt, Durchhalten fange im Kopf an. Das ist wahr. Ich merke es jedesmal, wenn ich morgens eine Planke mache: Mindestens die letzte Minute schaffe ich nicht, weil mein Körper so kräftig ist, sondern weil mein Geist weiß: „Ich kann noch ein bisschen länger!“

Wandern (3)

„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
2. Korinther 12, 9

Wenn ich stundenlang vor mich hin laufe, kann ich sonst nichts anderes machen. Ich kann nur nachdenken oder ein Gespräch mit meinem Mann führen. Das ist gut, denn ich bin „ganz bei mir“.

Für die Schottland-Wanderung heißt „ganz bei mir“ nicht nur, mich auf den Untergrund zu konzentrieren. Meine angeschlagene Gesundheit macht es nötig, dass ich meine Energie fürs Gehen brauche – es ist sehr schwierig, die Umgebung zu genießen. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Ich bete viel, weil ich spüre, dass ich mit meiner Kraft an meine Grenzen komme. Ich fühle mich permanent müde, dazu kommen die wahrscheinlich bei langen Wanderungen üblichen Wehwehchen: Nach etwa 20 Kilometern melden sich meine Hüften; die Füße sind durch die schweren Schuhe herausgefordert; lange Abstiege „gehen“ auf die Knie – trotz der unverzichtbaren Wanderstöcke.

Ich gehe einfach immer weiter und staune am Ende des Tages, dass ich wieder 25 Kilometer geschafft habe. Die Fotos auf meinem Handy und in meinem Kopf zeigen, dass ich zwischendurch doch die wunderschöne Gegend wahrgenommen habe. Im Nachhinein fühlt sich die Wanderung nicht an wie ein einziger Kampf; im Nachhinein sehe ich, wie Gottes Kraft greift, wenn die eigene nicht reicht.