Handschlag

Es gibt in Deutschland die schöne Angewohnheit, Menschen zum Gruß die Hand zu geben. In meiner Jugend war es noch üblicher als heute: Wegen der möglichen Übertragung von Infektionskrankheiten steht das Händeschütteln schon seit einigen Jahren auf der Abschussliste. Ohne Rücksicht auf potentielle Ansteckungsgefahren bleibt der Handschlag für mich ein erhaltenswertes Kulturgut – als eine stilvolle und persönliche Form der Begrüßung. Unsere Kinder haben wir dahingehend geprägt: An uns sollte es nicht liegen, dass das Händeschütteln ausstirbt.

Dann kam Corona: Von heute auf morgen mussten wir uns alle abgewöhnen, einander zum Gruß die Hand zu reichen; stattdessen halten wir mindestens zwei Armlängen Abstand. Es bleibt daher abzuwarten, ob der Handschlag 2020 überlebt. Covid-19 könnte die jüngste Infektionskrankheit sein, die diesem Kulturgut den Todesstoß versetzt.