Arbeit als Chance – Gott zu erleben

Meine Arbeit im Büro ist neu, ungewohnt und nicht nur wunderbar: Ich bekomme als Berufstätige ebenso das ganze Paket wie als Nicht-Berufstätige –  die Pralinen ebenso wie die Kröten. In welcher Gestalt letztere daherkommen, ist dabei völlig nebensächlich; entscheidend ist, wie ich damit umgehe. Fühle ich mich in erster Linie überfordert, weil ich meine bisherige Komfortzone verlassen muss? Oder sehe ich in erster Linie die Chance, mich in jeder Hinsicht weiterzuentwickeln, weil sich meine Komfortzone erweitern wird? Es könnte eine Frage der Einstellung sein, die Gott mir schenken möchte: „Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.“ (Prediger 3, 13)

Ich bin dankbar, dass ich in dieser besonderen Phase meines Lebens sicher sein kann, dass Gott einen Plan hat für mein Leben – auch wenn ich diesen nicht im Detail kenne. Da ist nichts `aus Versehen´, alle meine Umstände kann Gott benutzen, um mir zu begegnen und mich in dieser Welt zu benutzen: Was daraus wird, liegt weder in meiner Hand noch ist es meine Verantwortung. Gott ist derjenige, der mein Leben im Griff hat, gestaltet und ihm Sinn gibt. Das ist tröstlich und ermutigend – und macht mich gewiss: dass die neue Situation sein Plan für mich ist und er mich mit genau dem ausstattet, was ich dafür brauchen werde: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.“ (Jesaja 48, 17)

Gott und die Zeit (1)

Wir sind ungeduldig, wenn wir mittendrin stecken in einer „Sache“, um die Gott sich doch bitte kümmern soll – es aber nicht tut. Dann beten wir: „Schöpfer des Himmels, wie viel Zeit lässt du dir noch?“ Andererseits freuen wir uns, wenn und dass Gott unser – manchmal schneckengleiches – Lebenstempo mitgeht. Wie schwerfällig und langsam wir uns auch verändern: Er weicht uns nicht von der Seite – und treibt uns erst recht nicht an. In diesen Momenten sind wir dankbar, dass Gott „alle Zeit der Welt zu haben scheint“ und uns die „Zeit lässt“, die wir brauchen.

Mit Gott über Mauern springen

„Denn mit dir kann ich Wälle erstürmen und mit meinem Gott über Mauern springen.“
2. Samuel 22, 30

Kann ich das wirklich? Und: Welche Mauern sind das? Die größten Mauern in meinem Leben sind die eingeschliffenen Macken in meiner eigenen Persönlichkeit und lästige Gewohnheiten, die ich nicht einfach und freiwillig ablege wie ein Kind seine zu klein geratenen Klamotten. Mich selbst zu verändern, das ist schwer. Nachgiebig zu werden, barmherzig, vergebend – all das fällt mir nicht zu. Leichter ist es für mich zu richten, mich über andere zu ärgern und zu erheben. Viel leichter. Das ist ein Armutszeugnis, aber es ist die Wahrheit.

Heute Morgen beim Beten kam mir der ehrliche Satz über die Lippen: „Vater, mache mich zu einer barmherzigen Frau – egal, was sich dafür ändern muss in mir.“ Geht`s noch? Habe ich mir das gut überlegt? Das kostet etwas, das weiß ich vorher. Will ich das zu dem Preis dann immer noch? Ich zögere, aber ich weiß: „Denn Gott ist`s, der in euch beides wirkt, das Wollen und das Vollbringen.“ (Philipper 2, 13) Also bete ich weiter und glaube, dass ich mit Gott über Mauern springen kann.