Gespräche – wie sie funktionieren (oder auch nicht)

Wir sind eingeladen zu einem Fest. Viele Gäste kennen wir nicht. Ein wenig fehlt uns der Schwung zu neuen Kontakten; dennoch ergeben sich Gespräche, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Mein Mann sitzt neben einem älteren Herrn, der angeregt erzählt und erzählt und erzählt. Ein nicht enden wollender Monolog ist die Antwort auf eine einzige erste Frage meines Mannes. Es geht von ganz allein von einem Thema zum nächsten. Nach dem Fest: „Dagmar, wenn ich jemals so kommuniziere, sag´s mir.“

Ich selbst sitze mit einem jungen Mann am Tisch, der in einem Gestüt arbeitet – das interessiert mich. Ich stelle also Fragen. Jede wird brav beantwortet, aber darüber hinaus erhalte ich weder weitere Informationen noch Hilfen, den Gesprächsfluss in Gang zu halten. Jeder Impuls muss von mir ausgehen, und da ich mich dem Thema als eher Unwissende nähere, sind meine Fragen vor allem am Anfang ungeschickt eng gestellt. Schnell beantwortet. Und weiter geht’s. Die braunen Augen meines Gegenübers schauen freundlich und durchaus bereit, mit mir im Gespräch zu sein – allerdings nur reagierend. Ich gerate etwas unter Druck. Mit der Zeit erhalte ich eine Vorstellung von seiner Tätigkeit.

Als wir wieder zu Hause sind, schweigen wir uns wissend an. Wir sind beide k.o. – mein Mann vom Zuhören, ich vom Fragenstellen. Gespräche sind manchmal kein Selbstläufer!