Mein Friseur

Beim Friseur (zum Beispiel) und beim Zahnarzt sind wir für eine gewisse Zeit mit jemandem zusammen, den wir kaum kennen. Wir wollen nicht, wir müssen es eine halbe Stunde miteinander aushalten; das fühlt sich manchmal etwas merkwürdig an. Daher versuchen wir, die Situation mit Small Talk zu entspannen.

Beim Zahnarzt redet normalerweise nur einer – es ist nicht der Patient. Zwar würde ich gern etwas sagen, lasse es aber: Mit offenem Mund sind verständliche Worte ein mühsames Unterfangen.

Beim Friseur kann ich ungehindert artikulieren; ich komme trotzdem nicht zu Wort … 

Friseur – nur vorübergehend

Das Haarschneiden in unserer Familie lag jahrelang in meiner Hand. Für die Frisuren von Mann und Kindern war ausschließlich ich verantwortlich – bis sich die beiden älteren Söhne vor knapp zwei Jahren emanzipierten. Seitdem gehen sie lieber zum Friseur. Es kränkt mich nicht in meinem Stolz – im Gegenteil: Diese sehr regelmäßige Aufgabe fehlt mir nicht.

Als vor einigen Wochen die Friseure dicht machen mussten, kamen beide schnell auf mich und meine „Schneidfähigkeiten“ zurück. Die bislang erfolgten Schnitte zeigten, dass ich ihrem nun gehobenen Standard (für mich erstaunlich) noch genüge. Trotzdem bin ich froh, dass sie nicht dauerhaft, sondern nur vorübergehend zurück wollen unter „mein Messer“: Wir drei erwarten die Öffnung der Friseur-Läden gleichermaßen mit Vorfreude.