Unsretwegen

Wir sprechen mit den Kindern über das, was jungen Menschen heute wichtig ist. Unverhofft kommen wir im Gespräch auf einen Freund aus meiner Jugend: „Wann ist der gestorben, Mama?“ Es ist schon fast fünf Jahre her, aber das kann ich ihr in dem Moment nicht sagen. Denn plötzlich vermisse ich meinen alten Freund und unsere gemeinsamen Erinnerungen und weine – seinetwegen. Meine Kinder beobachten mich gespannt, wie immer in solchen Situationen, und nehmen Anteil. Eine meiner Töchter weint auch – meinetwegen. „Meine Güte, was bin ich nah am Wasser gebaut“, platzt es aus ihr raus, „wie soll es mir erst gehen, wenn einer von meinen Jugendfreunden stirbt!“ Ich weiß es: Sie wird traurig sein – seinetwegen. Sollte ich dann noch leben, werde ich auch traurig sein – ihretwegen.

Gefiederte Freunde

Die „gefiederten Freunde“ meines Mannes haben Fell und hoppeln. Sie werden regelmäßig von ihm mit frisch ausgestochenem Löwenzahn versorgt – und gehören eigentlich unserer Tochter. Meine „gefiederten Freunde“ sind Teile eines gerade umgepflanzten Bodendeckers, die ich möglichst oft wässere, damit sie angehen.

Wir sind Grzimek-geschädigt: „Gefiederte Freunde“ haben wir von ihm, auch wenn ich nicht weiß, wen genau er damit meinte. Bei uns steht die Phrase für alles, was einem besonders – gern auch ironisch – am Herzen liegt und worum man sich in dieser Lebensphase fürsorglich kümmert.