Von Frau zu Frau

Ein Artikel in einer Wochenzeitung ist betitelt mit `Frauen, an die Arbeit!´. Die Autorin wirbt dafür, nein sie fordert, dass Frauen berufstätig sein sollten, Mutter hin oder her. Sie führt dafür mehrere Gründe auf:

Schließlich fehlten die Frauen dem Arbeitsmarkt – so dass Preise für alles mögliche steigen und damit auch die gesellschaftliche Armut.
Außerdem könnten sich Frauen durch Berufstätigkeit eigene Rentenansprüche verdienen und bräuchten im Falle einer Scheidung `keine Transferleistungen´: „Alle gewinnen.“
Ein weiteres Argument lautet, es rentiere sich einfach nicht mit (zum Beispiel) einem abgeschlossenen Anglistik-Studium zu Hause die Wäsche zu waschen. Das könnten professionell Wäsche waschende Menschen besser und effizienter – und würden dabei wenigstens Steuern und Krankenversicherungsbeiträge zahlen.
Zu guter Letzt schreibt die (offenbar unverheiratete, kinderlose) Autorin, es wäre nur gerecht, wenn auch verheiratete Mütter berufstätig wären: „Unverheiratete Leute müssen ja auch arbeiten gehen.“ (Anna Mayr in der ZEIT Nr. 30)

Ich ärgere mich über diesen Artikel. Natürlich rede ich wie die Blinde von der Farbe, wenn es um Berufstätigkeit geht. Andererseits redet die Autorin offenbar wie die Blinde von der Farbe, wenn es um Erziehungs- und Hausfrauen-Arbeit geht. Warum nur ist diese Diskussion so vergiftet? Warum ist es so schlimm, wenn Frauen (teilweise) zu Hause arbeiten und damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr in Gänze zur Verfügung stehen? Hält diese Autorin sich aufgrund ihrer Meinung für emanzipiert und meint, sie würde für meine Rechte streiten? Oder warum sonst schüttelt sie immer neue Argumente dafür aus dem Ärmel, warum mir als Mutter die Berufstätigkeit möglichst leicht und schmackhaft gemacht werden sollte? Ich glaube ihr nicht, dass es ihr tatsächlich ums Bruttoinlandsprodukt geht: Obwohl ich für meine Arbeit zu Hause nicht entlohnt werde, hat diese doch einen (monetär schlecht messbaren) Wert. Ohne weiteres lassen sich die Leistungen einer Hausfrau und Mutter nicht von Externen erledigen. Ich bezweifle stark, dass `alle gewinnen´, wenn Mütter früh wieder berufstätig sind und ihre Kinder dafür von welchem Profi auch immer betreuen lassen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Ohne Lobby, ohne recherchierte Argumente, ohne große Leserschaft.

Damensauna

In einer Wochenzeitung schreibt eine junge Frau kritisch über die Einrichtung eines Damensauna-Tages: Ihrer Meinung nach trägt ein extra Tag für Frauen in der Sauna dazu bei, dass dafür an den anderen Tagen keine Frauen in die Sauna gehen. Sie selbst jedenfalls war an einem `gemischten´ Tag die einzige Frau in der Sauna. Das wäre meiner Meinung nach kein Problem und auch die junge Dame fand diesen Umstand nicht unangenehm. Nichtsdestotroz inspirierte er sie zu einem vorwurfsvollen Kommentar: So ein Damensauna-Tag sei ihrer Meinung nach nur die Entschuldigung für Männer, sich an anderen Tagen mit aufdringlichen Blicken nicht zurückhalten zu müssen. Wohl gemerkt: Sie war nicht angestarrt worden.

Warum nur sind junge Frauen dermaßen kritisch gegenüber Umständen, die ihnen letztlich dienen sollen? Wäre ich Sauna-Gängerin, würde ich mich persönlich aus mehreren Gründen über einen Damensauna-Tag sehr freuen.

Ich mag mich nicht nackt vor Männern zeigen, mit denen ich nicht verheiratet bin. Meine Einstellung mag vielen überholt vorkommen oder altmodisch – so `verklemmt´ darf man heutzutage als emanzipierte Frau einfach nicht sein. Dabei habe ich nur eine andere Meinung zu dem Thema. Ich bin nicht von gestern oder unfrei, nur weil meine Schamgrenze früher greift – und ich es bedauerlich finde, wie leichtfertig vor allem Frauen (und junge Mädchen) ihre Körper präsentieren. In anderem Zusammenhang wollen Frauen gerade nicht auf ihren Körper reduziert werden: Die Kritik an den geforderten sehr knappen Outfits beim Beachvolleyball ist ein sehr aktuelles Beispiel.

Männer und Frauen unterscheiden sich. Wenn die Autorin verheiratet wäre, in einer Beziehung mit einem Mann stände oder aber einen ihr nahestehenden Bruder hätte, wüsste sie das. Zwar existiert eine kleine Gruppe Menschen, die allen anderen weismachen will, sexuelle Identität sei reine Kopfsache und mehr oder weniger frei wählbar. Ich teile diese Ansicht nicht. Mein Wissen ist zwar nicht evidenz-basiert, aber ich habe schon lange und viel mit Menschen zu tun. Es sind in der Regel bestimmte Anlagen und Verhaltensmuster vorhanden – je nach Geschlecht; sehr seltene Ausnahmen bestätigen eine gewisse Regel. Daher weiß ich, dass Männer auf das äußere Erscheinungsbild von Frauen stärker reagieren, als das andersherum der Fall ist. Daher dient ein Damensauna-Tag sowohl Frauen wie mir als auch Männern, die beim Anblick nackter Frauen nicht völlig gleichgültig bleiben. Es steht dennoch jeder Frau frei, (auch) in die gemischte Sauna zu gehen – wie die Dame es getan hat. Und dann sollte sie natürlich NICHT angestarrt oder gar angemacht werden, klar. Aber sie sollte wissen, dass das manchen Männern mehr abverlangt, als sie sich als Frau vielleicht vorstellen kann.

Die Definition dessen, was angemessen ist, liegt aus Sicht der Autorin offenbar allein in Frauenhand. Wie Frauen sich anziehen und präsentieren, entscheiden Frauen; wie Männer darauf reagieren sollten, entscheiden auch Frauen. Das klingt mir nicht nach einem gelingenden Miteinander, sondern nach einem sehr trotzigen `Jetzt legen wir die Regeln fest!´ Interessanterweise ist es genau diese Einstellung, die Frauen an Männern kritisieren: Wieder einmal fehlt es, dass Menschen ehrlich miteinander reden, die Befindlichkeiten des anderen ernst nehmen und sich um einen guten Kompromiss bemühen.

Natürlich steht es jeder Frau offen, allein in eine gemischte Sauna zu gehen. Das kann ein super Erlebnis sein, frei von Scham und ebenso frei von irgendwelchen Anzüglichkeiten – wie es offenbar bei der Autorin der Fall war. Frau darf sich auch darüber ärgern, wenn sie sich als einzige Frau unter Männern wiederfindet. Den Männern allerdings die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, das halte ich für völlig unbegründet und ziemlich ich-bezogen. Nicht alle Regelungen, die Männer einführen, sind letztlich dazu da, Frauen zu diskriminieren. Es nutzt genau niemandem, das immer und immer wieder zu unterstellen. Unsere Gesellschaft wird dadurch nicht harmonischer.