Happily ever after? Eher selten.

In der Zeitung lese ich in regelmäßigen Abständen von `Vorzeige-Ehen´, die nach Jahrzehnten enden – meist in `gegenseitigem Einvernehmen´. Mich macht das traurig; was erwarten wir von einer Ehe? Happily ever after kann es kaum sein. Die meisten, die heutzutage heiraten, wohnen vorher schon unter einem Dach und kennen die Probleme gemeinsamen Lebens: Kein Ehepaar kommt ohne `Ja, aber´ durch die ersten zehn Tage – geschweige denn Jahre. Manche der Differenzen sind sicherlich höchst undramatisch; in anderen Momenten würde man den anderen dagegen ganz gern austauschen. Aber das geht nicht einfach so, ist selten eine gute Lösung – und wahrscheinlich nie die beste. „Ertragt einer den anderen in Liebe“, heißt es in der Bibel (Epheser 4, 2b); gemeint sind hier die Gläubigen in der Gemeinde. Wie viel mehr gilt für Ehepaare: Ertragt einander!

Eine meiner Großmütter verlor ihren Ehemann im Krieg – und lebte danach 57 Jahre als Witwe. „Ich wollte nie wieder heiraten“, sagte sie oft und sprach bis ins hohe Alter nur positiv über ihren Mann. Trotzdem wusste dieselbe (schlaue) Oma: „Liebe Seele hab´ Geduld, es haben alle beide Schuld.“

Wer so ehrlich ist, die Ehe als Arbeitsfeld darzustellen, weiß auch, dass beide Partner gleichermaßen zu Schwierigkeiten beitragen: Kommunikationsmuster, die nicht zueinander passen; egoistische Motive in ihrem und seinem Herzen; ein völlig gegensätzlicher Umgang mit dem ganz normalen Stress des Alltags – oder mit dem lieben Geld … Die schlechten Tage warten manchmal schon innerhalb der nächsten halben Stunde auf ihren Einsatz. Spätestens wenn sie die guten überwiegen, wird es schwierig; aber auch für solche Phasen gilt: Ertragt einander! Gerade wenn man am liebsten davonlaufen würde und sich `einvernehmlich trennen´ mehr als verlockend klingt. Es ist wunderbar, verheiratet zu sein – und gleichzeitig anstrengend. Aber jenseits der Ehe winkt nur scheinbar die Freiheit. Es ist nämlich ebenso wunderbar und gleichzeitig anstrengend, allein und für alles selbst verantwortlich zu sein. Mit dem Alleinsein muss man sich ebenso arrangieren wie mit einem geliebten Partner – die Frage ist, was man besser erträgt.

Ein Grund zur Freude

Ich liebe meinen Mann. Klar, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. Und doch ist eine Ehe ein bisschen wie „die Katze im Sack kaufen“. Man redet vor der Hochzeit über eine ganze Menge – und über noch viel mehr wahrscheinlich nicht. Zumindest wir lernten uns erst während der Ehe besser kennen. Unterschiedliche Ansichten und Gepflogenheiten sind seither Anlass zur Freude, Ergänzung oder auch Herausforderung. 

Mein Mann ist handwerklich weder ungeschickt noch unwillig – als Besitzer von Haus und Garten ist das super. Aber er ist nicht der Typ mit der „Axt im Haus, die den Zimmermann erspart“. Und das ist auch super! Wenn es samstags in unserer Siedlung hämmert, sägt, flext oder die Hochdruck-Reiniger um die Wette spritzen, freue ich mich. Denn: Ich bin kein Fan von (meist lautem) Männerspielzeug – und mein Mann glücklicherweise auch nicht.