Entspannte Disziplinlosigkeit

Als noch alle fünf Kinder zu Hause wohnten, lief (unter anderem) täglich die Waschmaschine. Entsprechend musste ich täglich nasse Wäsche aufhängen und bereits trockene abnehmen, zusammenlegen und in die jeweiligen Zimmer räumen. Der stete Nachschub zwang mich zu andauernder Disziplin.

Momentan wohnen nur drei Kinder zu Hause; ich wasche nicht mehr täglich. Entsprechend lasse ich die Wäsche manchmal länger hängen als nötig – spätestens bis ein Kind irgendein beliebtes Kleidungsstück sucht. Das geringere Wäsche-Aufkommen verleitet mich zu einer gewissen Nachlässigkeit, mein Mann würde sagen: Entspanntheit. Auch meine Bügelfreude ist regelmäßig davon betroffen, selten sogar mein Einsatz, die Lebensmittel-Vorräte aufzufüllen.

In absehbarer Zeit zieht das nächste Kind aus und dann wieder das nächste. Die Familie darf gespannt sein, wie sich das in den Kleiderschränken widerspiegeln wird – oder auch im Kühlschrank.

Drei Wochen Disziplin

Beim Bäcker: Vor mir warten zwei Leute darauf, eintreten zu dürfen. Sie unterhalten sich, ich höre unfreiwillig zu: „Die Maßnahmen nerven, man sehnt sich den Zustand von vorher herbei.“ „Ja; wenn sich einfach jeder drei Wochen an alle Regeln halten würden, wäre es bald vorbei.“ Es klingt, als läge die Lösung für das Corona-Virus in mehr Disziplin.

Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, möchte ich am liebsten sagen – lasse es dann aber. Vielleicht braucht diese Frau – wie wir alle – eine konkrete Hoffnung, um die Einschränkungen klag-arm zu akzeptieren. Womöglich halten wir so leichter durch, bis der Frühling kommt: Wenn die Temperaturen steigen, werden die Infektionszahlen sinken und die Maßnahmen hoffentlich gelockert. Das wird vielleicht die Frage in den Hintergrund rücken lassen, ob unsere Disziplin einen signifikanten Beitrag geleistet hat.