Begleitet oder allein

Eine ältere Frau, die ich kenne, lebt allein und hat wenige Kontakte. Regelmäßig geht sie mit Hund und Rollator spazieren. Manchmal treffe ich sie, ab und zu gehen wir ein Stück gemeinsam. Letztens sah ich sie mit einer Frau, die sich als eine offiziell engagierte Begleiterin entpuppte. Ich sprach beide an und erkundigte mich bei meiner Bekannten, wie es ihr geht. Die Antwort war gewohnt langsam und kurz; sofort klinkte sich ihre Begleiterin engagiert ein. Sie redete schnell, fast ohne Punkt und Komma und übernahm dominant die Gesprächsführung. Leider war es mir dadurch fast unmöglich, ein paar Worte direkt mit meiner Bekannten zu wechseln.

Solch ein Begleitservice ist eine gute Sache: Menschen unterstützen ältere (und vielleicht einsame) Mitmenschen im Alltag und verbringen Zeit mit ihnen. Für diesen Dienst ist es gut, wenn man leicht ein Gespräch initiieren kann – und sich dabei auf denjenigen einlässt, dem man seine Zeit schenkt. `Reden ist Silber, Schweigen ist Gold´ enthält mindestens ein Körnchen Wahrheit. Ich wünsche meiner Bekannten jedenfalls, dass ihre Begleiterin sowohl redet als auch zuhört. Sonst würde ich mich schon während des begleiteten Spaziergangs darauf freuen, danach wieder allein zu sein – und meine Ruhe zu haben.