Nicht irgendein Baum

Bei uns um die Ecke, eingequetscht zwischen einem Garagenhof und einer engen Kurve steht ein Baum – es könnte eine Blasenesche sein. Er ist wunderschön gleichmäßig gewachsen mit einer üppigen und ausladenden Krone. „Der wäre einer für die große Bühne, äh Wiese“, sagt meine Tochter, „der kommt hier gar nicht richtig zur Geltung.“ Recht hat sie. Einerseits.

Andererseits macht dieser Baum den Unterschied in dieser Kurve – ohne ihn wirkte sie steril und langweilig. Zwar nimmt man diesen Baum im Vorbeifahren kaum richtig wahr: Eindrucksvoll erscheint er erst, wenn man ein paar Schritte zurückgeht und ihn wirklich ANSCHAUT. Dennoch verschönert seine meist nur unbewusst wahrgenommene Präsenz diesen Ort.

Ich denke, manche Menschen sind ebenso. Die wahren menschlichen Helden unseres Lebens sind nicht unbedingt diejenigen, die unübersehbar und für jedermann zu hören auf der Bühne stehen. Mich beeindrucken die am meisten, die ihren Platz wunderschön ausfüllen – wie unscheinbar dieser auch sein mag. Sie kommen oft gar nicht richtig zur Geltung, aber ihre Präsenz verschönert doch jedes Miteinander.