Äußerst selten?

In der Zeit geht es gerade intensiv um die „Fridays for Future“-Bewegung. Davon kann jeder halten, was er will – man findet in allem Positives und Negatives. Kürzlich wurde in der Zeitung ein 15-Jähriger zitiert, der sich engagiert und über das beschlossene Klimapaket der Großen Koalition aufregt – wie jeder andere Fridays for Future-Aktive derzeit. Befragt zum eigenen Beitrag zum Klimaschutz sagte er, er fliege `äußerst selten´. Daran blieb ich hängen: Äußerst selten, was heißt das? Wie häufig ist das?

Ich bin in meinem Leben bisher sechs Mal geflogen (nach meinem 15. Lebensjahr), dieses Jahr kommt ein weiterer Flug hinzu. Ist das schon äußerst selten? Ich kenne Menschen, die von Berufs wegen wöchentlich Wege mit dem Flugzeug zurücklegen; andere fliegen jedes Jahr ein- oder zweimal in den Urlaub nach Ägypten oder in die Türkei. Diese Flüge scheinen alternativlos zu sein: Wer kann schon wie Greta Thunberg drei Wochen Zeit darauf verwenden, überhaupt erst am Ziel anzukommen?!

Zudem: Die wenigsten würden wohl gern mehr Geld für Flüge bezahlen. Aber ich vermute, wer in Ägypten Urlaub machen möchte, wird es wahrscheinlich weiterhin tun. Die wenigsten fliegen aus Überzeugung wenig oder gar nicht. Wer nicht fliegt, kann es sich nicht leisten oder will nicht – und für diese beiden bleibt eine Flugpreis-Erhöhung letztlich folgenlos.

Vielleicht habe ich zu wenig Ahnung, was die Auswirkungen von Protestmärschen angeht. Kann sein. Allerdings betrachte ich die derzeitige Klima-Diskussion mit einer gewissen Skepsis. Ich will mich nicht als besonders ökologisch bezeichnen; auch mein Gewissen kann eine gewisse Schärfung gebrauchen. Aber tendenziell erscheint es mir so, als würden wir von „der Politik“ lautstark eingefordern, dass endlich etwas getan wird – ohne unseren eigenen (sehr persönlichen) Beitrag zu der ganzen Misere wirklich zu benennen und zur Debatte zu stellen.

Diejenigen, die schon eine Weile äußerst selten

das Auto nehmen,
Plastiktüten benutzen,
Fleisch essen,
Obst vom anderen Ende der Welt kaufen,
mit der halbjährlich wechselnden Mode gehen,
duschen oder baden,
fliegen,
Wäsche im Trockner trocknen,
Fertiggerichte essen
und so weiter,

fragen sich mit einem gewissen Kopfschütteln, durch welche weiteren „äußerst selten“-Maßnahmen sie ab sofort die Welt retten sollen! Noch dazu sind das auch diejenigen, in denen sich durch die derzeitige Diskussion trotzdem noch ein schlechtes Gewissen regt – auch wenn sie sich nur einmal alle zehn oder 20 Jahre in ein Flugzeug setzen.

Was vor 40 Jahren Luxus war, ist heute Standard. Im Grunde wäre es schon ein hilfreicher Start, wir würden leben, konsumieren und uns bewegen wie die Generation vor uns. Ich befürchte aber: Kaum einer will das! Auf „die Politik“ auszulagern, was wir durch unseren Lebensstandard auslösen – ich halte es nur für die halbe Wahrheit.

Ganz abgesehen davon, dass sich von den Protestmärschen derzeit höchstens die Industrienationen beeindrucken lassen, nicht aber (bevölkerungsreiche) Länder, in denen Umweltschutz weder oberste Priorität hat noch finanzierbar ist.

Der halbe Weg

„Der erste Schritt ist der halbe Weg“, heißt es. Stimmt. Ganz oft jedenfalls. Es ist keine Schande, wenn dieser einem schwerfällt. Unterwegs stellt man dann sehr oft fest: „Der Weg ist das Ziel.“ Und das Zögern vor dem ersten Schritt erscheint einem im Nachhinein unnötig. Einmal losgegangen entsteht eine eigene Dynamik. Einmal angekommen ist die Freude kurz – ein Ziel ist kein Ort zum Verweilen. Aus der schwierigen Entscheidung vor dem ersten Schritt wird im Nachhinein manchmal der – leicht arrogant klingende – Satz: „Kenn ich, weiß ich, war ich schon.“

Dabei überbewertet man dadurch vielleicht das Ziel – obwohl das „Dahinkommen“ viel länger dauert, uns viel mehr prägt, von viel größerer Bedeutung ist.

Vernünftig

Zum dritten Mal in meinem Leben habe ich eine Gürtelrose. Jedes Mal erwischt es mich ein wenig aus blauem Himmel: Dass man sich vielleicht zu viel zugemutet hat, merkt man ja oft erst im Nachhinein. Leider ist eine Gürtelrose ziemlich lästig und auch schmerzhaft. Man kann sie behandeln, aber vor allem sollte man sich schonen. Also: Weniger tun und stattdessen ausruhen oder spazieren gehen, alles Nötige langsamer angehen, haushalten mit den eigenen Kräften. Natürlich beuge ich mich dem Diktat der Erkrankung; ich bin ausgebremst. Allerdings nervt es mich, dass ich mich nicht so belasten darf, wie ich es gern tun würde – und auch denke, dass es nötig wäre.

Und siehe da? Es funktioniert! Es geht auch in einem langsameren Tempo; es gibt immer etwas, was man nicht unbedingt machen muss, sondern einfach sein lassen kann.

Ich nehme mir (wieder) vor, langfristig besser mit meinen Ressourcen umzugehen. „Vernünftig“ ist nicht unbedingt ein Adjektiv, das mich treffend beschreibt; und von guten Vorsätzen halte ich nicht viel. Aber gerade – sozusagen in der Akut-Situation – bin ich ganz vernünftig und voller guter Vorsätze…

Mutig?

Komischerweise war ich als junger Mensch trotz all meiner Unerfahrenheit einigermaßen mutig und draufgängerisch. Ich bin einfach allein losgezogen, habe nur grob geplante Urlaube beziehungsweise längere Auslandszeiten in Angriff genommen, einen Job ohne Alternative gekündigt, wildfremden Menschen Dinge geliehen, bin per Anhalter gefahren. Vielleicht ist das nicht mutig, sondern einfach nur angstfrei, weil jugendlich unbedacht. Auf jeden Fall hat es mich mit großer Unbeschwertheit viel erleben und gute Erfahrungen machen lassen: Dass es immer irgendwie weitergeht, zum Beispiel, oder dass manche Schwierigkeit im Nachhinein deutlich kleiner aussieht als vorher. Nicht zuletzt, dass ich in den Zeiten des größten Alleinseins Gottes Nähe am stärksten spüren konnte.

Auf jeden Fall ist es heute anders. Als mutig würde ich mich nicht mehr bezeichnen. Außerhalb gewohnter Bahnen traue ich mir wenig zu. Ich erlaube Bedenken, meinen Mut zu verringern – und bedaure das sehr.

Zum einen liegt es wohl am Alter: Jugendliche Unbeschwertheit ist dem Bedürfnis einer mittelalten Frau gewichen, erst nachzudenken und dann zu handeln. Zum anderen ist seit Jahrzehnten mein Lebens-Radius eng und klar begrenzt – sowohl räumlich als auch hinsichtlich der alltäglichen Herausforderungen. Mit Unbekanntem und Neuem muss ich mich nur selten befassen. So bequem das ist, so einengend kann es sich auswirken. Ich persönlich finde das schade und habe beschlossen, mir Mut zurück zu erobern. Für eine Woche lasse ich meinen Alltag los und werde mich allein aufmachen. Meine persönliche Auszeit. Ich fühle mich nicht mutig, aber ich mache es trotzdem und bin gespannt, was passieren wird.

Von wegen Multitasking

Ein (in meinen Augen kluger) Mönch hat mal gesagt: „Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich…“. Nicht schon das nächste denken, nicht schon innerlich auf dem Sprung sein – und schon gar nicht zwei Sachen auf einmal tun.

Ach, wie schön: Multitasking adé!

Nicht schlauer als vorher

Kürzlich saß ich in einem Vortrag. Freiwillig, aber ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse. Ein Bekannter berichtete von dem, was ihn begeistert. Binnen kürzester Zeit bemerkte ich in mir nicht nur ein schier bodenloses Desinteresse an der Thematik an sich – irgendetwas Naturwissenschaftliches -, sondern außerdem einen erschreckenden Mangel an Verständnis: Ich konnte den Ausführungen nicht folgen. Ich halte mich nicht für besonders dumm, allerdings bin ich offenbar auch nicht überdurchschnittlich schlau. Wenn ich ehrlich bin, war der Vortrag für mich zu schwer verständlich, zu wenig anschaulich und noch dazu schlecht strukturiert.

Da ich kaum etwas verstand, schweiften meine Gedanken ab: Wenn mich der Vortrag vor allem langweilt – wieso bleibe ich sitzen? Ich bin höflich, aber darf diese Höflichkeit eine Grenze haben? Darf ich gehen? Wie beleidigend ist Ehrlichkeit in dem Fall – oder wie hilfreich?

Von der Thematik selbst weiß ich kaum noch etwas, obwohl ich bis zum Ende da blieb. Bezüglich der Fragen, die ich mir gestellt habe, bin ich leider auch nicht schlauer als vorher.

Austauschbar oder einzigartig?

Mein Leben besteht aus vielerlei Aufgaben, die ich verschieden gut und unterschiedlich gern bewältige. Weil ich – wie jeder andere auch – Stärken und Schwächen habe, bin ich für manches begabt, in manchen Bereichen dagegen reichlich talentfrei. In der Summe entspricht mein Alltag nicht in vollem Umfang dem, was ich mit meinen Anlagen tun und aus meinem Leben machen könnte. Andererseits beschäftigt mein Alltag mich fast umfänglich.

Ich könnte mich vorrangig ärgern darüber, was ich nicht tun kann, oder mich vorrangig freuen an dem, was ich tun kann. In Wirklichkeit erlebe ich mich mit meinen Empfindungen dazwischen: Ich pendele hin und her von „Mein Alltag ist abwechslungsreich, erfüllend, ausreichend – genau passend für mich“ bis zu „Mein Alltag blockiert die Entfaltung meiner Begabungen – um mich selbst geht es darin gar nicht“.

Ich glaube: Es ist wichtig, dass ich mit ganzem Herzen all das tue, was zu meinem Leben nun mal dazugehört. Weniger wichtig ist, dass ich in meinem Leben genau das tue, was 100-prozentig zu mir passt (obwohl die Gesellschaft uns vorgaukeln will, dass wir einen Anspruch darauf hätten). Fakt ist: Nur selten liegen meine Gaben und Aufgaben absolut deckungsgleich übereinander. Trotzdem bin ich nicht todunglücklich über zu wenig Selbstverwirklichung – häufig bin ich sogar mehr als zufrieden mit dem IST-Zustand. Dies liegt wohl weniger an meiner grundsätzlichen Genügsamkeit als daran, dass Gott mir Genügen schenkt in dem, wie mein Leben verläuft. In meinem Alltag mag ich mich als sehr austauschbar erleben; die darin mögliche Begegnung zwischen Gott und mir ist immer einzigartig.

Meine Hoffnung

Die Bibel ist nicht langweilig und keine leichte Lektüre, wie Eugene H. Peterson sagt: „Worte sind nicht nur Worte – sie transportieren Geist, Bedeutung, Energie und Wahrheit.“ (Eat this Book, E.H. Peterson) Wenn ich mich ihr aussetze und Gottes Geist Raum gebe – vorbehaltlos -, werden meine Worte das hin und wieder auch tun.

Listening may not be the hardest part

Usually it`s difficult for me to experience an audible voice when it comes to God`s talking. On some occasions though I can`t avoid the realisation that God`s ways to contact me – or my soul, for that matter – are as unavoidable and unmistakably clear as any other voice:

I love my husband very much, but still our communication sometimes gets complicated. A while ago some unhealthy and sulking thoughts unfolded itself in my brain: „I don`t want to be the one to take the first step, I don`t see the need to apologize. I`d rather keep my tongue and be quiet.“ And so on and so forth.

At last there came a time when God decided to put a stop to all of that destructive thinking. He let me read an article about a woman who took 1st Corinthians 13 as a role model to love her (in her case: unfaithful) husband: „Love is patient, love is kind. It does not envy, it does not boast, it is not proud. It does not dishonor others, it is not self-seeking, it is not easily angered, it keeps no record of wrongs. … It always protects, always trusts, always hopes, always perseveres. Love never fails.“ (1st Corinthians 13, 4-8) This woman practised all that towards her husband without expecting a special or appropriate response. It changed herself and saved her marriage.

The next day I talked to a friend who – out of the blue – spoke to me about the way husbands and wifes should treat each other: „However, each one of you must also love his wife as he loves himself, and the wife must respect her husband.“ (Ephesians 5, 33) My friend is not married, but for herself she extended this verse onto all of her male contacts: colleagues, neighbours, friends, acquaintances and the like. In doing so she challenged us both to translate those verses into action – towards the men in our lifes.

In the evening of the same day I watched an episode of my favourite series: Elementary. Normally a crime novel, this particular episode included some advice from Joan Watson to Sherlock Holmes concerning his new girl friend. She quoted Shakespeare: „Give to a gracious message a host of tongues, but let ill tidings tell themselves when they be felt.“

Sometimes God is so funny. Not enough to hurl some bible verses into my way, but in the end he uses Shakespeare (I don`t even like him so much that I actually would read his plays) via a rather secular TV series to further stress, what he wants to tell me – not to be overheard by the stubborn, proud, arrogant ME which lives inside this human shell and likes do be seen as gracious, holy, understanding and forgiving but actually is none of those things if it comes to everyday realities …

Now it was (and is!) up to me to actually listen to God`s advice and do something about it – which is actually more difficult than hearing God`s voice in the first place…

Genau richtig

Ich hatte vor kurzem ein Problem mit meinem Konto: Dieser ganze Online-Kram wird immer sicherer – in meinem Fall so sicher, dass ich selbst keinen Zugriff mehr auf mein Geld hatte. Hilfe! Wenn man nicht weiterkommt, gibt es glücklicherweise sogenannte Hotlines, die man anrufen kann. Die meiner Bank war auch am Wochenende besetzt, und ich landete ohne lästige Warteschleife direkt bei dem Richtigen. Der mittelalte Mann klang schon bei der Begrüßung so freundlich, als wäre mein Anruf eine sehr willkommene Abwechslung an seinem Samstagnachmittag. Mein Problem? Kein Problem: „Wir machen das zusammen Frau Hecker, es ist ganz einfach“, sagte er – und sollte recht behalten.

Fünf Minuten später lief alles, nach jeder Menge Gelächter und Ermutigung. Ich hatte keine Ahnung, aber ich kam mir weder ahnungslos noch begriffsstutzig vor. Geduldig und zielsicher führte er mich durch die Untiefen eines sich normalerweise selbst erklärenden Menüs, an dem ich zuvor schon dreimal gescheitert war: „Wenn es jetzt noch nicht funktioniert, rufen Sie wieder an und berufen sich auf mich“, schloss mein Helfer in der Not seine Erklärungen – total freundlich, fröhlich und nett. Noch Tage später denke ich: Da ist einer in seinem Job genau richtig.