Ein Einzelner?

Ich parke mein Rad vor einem Supermarkt, direkt neben den Einkaufswagen. Ein Mann schnappt sich vor mir einen, fischt einige alte Bons und anderes Papier aus seinem heraus und wirft alles in den nächsten. Interessant, denke ich. Natürlich ist es nicht sein Müll, der da in dem Einkaufswagen liegt: Er ist also nicht für dessen Entsorgung verantwortlich. Dennoch ist mir das Verhalten dieses Mannes fremd. Ich käme nicht auf die Idee, Müll – ob von mir produziert oder nicht – einfach weiterzureichen. Normalerweise entsorge ich die Überbleibsel meines Vorgängers im nächsten Mülleimer.

Schon vor knapp 100 Jahren sagte Kurt Lewin, „das Ganze (d.h. die Gruppe) ist mehr als die Summe ihrer Teile (d.h. die Individuen)“. Wenn er Recht hat, sollten wir uns mehr für den Müll der anderen interessieren – oder müssen uns in nicht allzu ferner Zukunft warm anziehen … Wir entwickeln uns offenbar immer mehr zu einer Gruppe nebeneinander existierender Individuen – ignorierend, dass unsere Stärke im Miteinander derselben besteht. Aber vielleicht interpretiere ich zu viel hinein in die gedankenlose Geste eines Einzelnen.