Die Ware ist nicht da?

Bei meinem Haus- und Hof-Discounter um die Ecke kennen mich die meisten Verkäuferinnen – oft wechseln wir ein paar Worte. „Die Ware ist nicht da“, schmettert es mir denn auch aus mehreren Kehlen entgegen, als ich (für meine Verhältnisse spät) gegen zehn zu meinem Wochen-Einkauf eintreffe. Ich spüre, dass die Lieferverzögerung für reichlich Unmut sorgt – bei Kunden und Mitarbeitern, die den Zorn der ersteren zu spüren bekommen. Auch ich bin im ersten Moment enttäuscht, weiß aber, dass zur Not ein anderer Supermarkt in der Nähe ist: Ich werde nicht mit leeren Händen nach Hause kommen.

Ein Blick in die Regale der Gemüse-Abteilung wundert mich: Die Ware ist nicht da? Danach sieht es nicht aus. Ich werde keinen Brokkoli kochen können, wie ich es mir überlegt hatte – aber dafür Kohlrabi, Chinakohl, Spitzkohl oder Zucchini. Eisbergsalat gibt es nicht – aber dafür Eichblattsalat. Im Kühlregal liegen nur zwei Butter-Varianten, anderes fehlt vielleicht – es fällt mir kaum auf. Denn ich finde immer eine Alternative; das habe ich mit der Muttermilch aufgesogen: Früher haben wir das Beste aus dem gemacht, was es überhaupt gab. Heute scheinen wir es zu brauchen, dass es das Beste gibt, damit wir überhaupt etwas machen können.

Ich hoffe, ich bleibe flexibel und zufrieden mit dem, was da ist – es ist eine ganze Menge.

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