Schlimme These?

Was man schlimm findet und was wirklich schlimm ist – das empfindet jeder ganz individuell. Dazwischen liegen Welten oder auch nur ein kleiner Schritt.

Ich befürchte, je reicher und verwöhnter wir leben, umso größer wird der Abstand: Was wirklich schlimm ist, bleibt ziemlich konstant. Was wir schlimm finden, bewegt sich immer weiter davon weg…

Verbote

Wenn Eltern (ihren Kindern) etwas verbieten, fühlen sie sich nicht unbedingt wunderbar – und gleichzeitig dem Kind gegenüber verständnisvoll und voller Liebe.

Wenn ein Kind etwas verboten bekommt, fühlt es sich nicht unbedingt wunderbar – und gleichzeitig von den Eltern nicht verstanden und lieblos behandelt.

Verbote machen keinem Spaß, sind aber sinnvoll – für Eltern und Kinder.

What makes me smile

„… but there was a limit to what I could endure for the sake of …“

It`s because of phrases like this one that I love the English language so much. I stumble upon them (in a book) and smile. Then I go back and read them again – and smile again.

Unfortunately only rarely I manage to implement such phrases into my own active vocabulary. This would take much more time and opportunity to actually talk in English. Writing, reading, and listening to English can be easily done in times of e-mail and youtube. Talking still needs someone to talk to…

Rente

Je älter man wird, umso mehr rücken vormals in ferner Zukunft liegende Ereignisse in greifbare Nähe: Erst schreckte mich meine Rente, weil sie nach „alt“ klang; dann kam die Zeit, in der meine Rente mich nicht interessierte, weil sie nach „sehr wenig“ klang. Kürzlich las ich von der Respektrente – das Wort ist „jung“ und hört sich irgendwie „nach mehr“ an.

Gute Gespräche

Ich kenne Menschen, die eher schweigen als reden. Sie überlegen lange und ausgiebig – und sagen am Ende gar nichts. Entweder fehlt ihnen die Lust oder die Lücke, weil ständig „wer anders“ spricht. Vielredner gibt es nämlich auch, und die beanspruchen von den begrenzten Kommunikations-Gelegenheiten doch ein großes Stück: „Überlegte Schweiger“ ziehen sich dann lieber zurück in die Rolle des Zuhörers.

Letztens in einer Predigt hörte ich die Bezeichnung „gedankenloser Schwätzer“, was ja eher das andere Ende des Spektrums illustriert. Irgendwie fühlte ich mich angesprochen. Zwar will ich kein solcher Mensch sein, aber ich spürte: Von außen betrachtet (und aus Sicht eines „überlegten Schweigers“) könnte man mich so wahrnehmen. Ich rede manchmal, bevor ich nachdenke – oder währenddessen. Nicht immer ist das eine schlaue Idee, aber es ist auch nicht per se schlecht. Hinsichtlich der Kommunikation bin ich kein ausgesprochen durchstrukturierter, überlegter und bedachter Typ Mensch. Stattdessen bin ich spontan und impulsiv: Vorhandene Gedanken werde zu Worten; weitere Gedanken strömen unablässig nach. Nicht immer ist es gut, umgehend zu formulieren; aber langes Abwägen und Überlegen kann doch auch nicht immer die einzige und beste Lösung sein.

Beides – „gedankenloses Schwätzen“ und „überlegtes Schweigen“ – hat Vor- und Nachteile. Wahrscheinlich findet ein „gutes Gespräch“ irgendwo dazwischen statt. Wie immer.

Rückmeldung

Ein Freund gibt positive Rückmeldung – er nimmt Anteil, ist interessiert, ermutigt, tröstet und versteht.
Ohne diese Rückmeldung fühle ich mich nicht liebenswert oder wertgeschätzt.

Ein Freund gibt kritische Rückmeldung – er darf und wird korrigieren.
Ohne diese Rückmeldung benehme ich mich schnell daneben.

Ohne Freunde fehlt mir etwas.

Ansteckend

Nicht nur Kinderkrankheiten sind ansteckend; und nicht nur kleine Kinder können sich anstecken. Neben Masern, Mumps und Röteln kann ich mich auch starken Stimmungen nur schwer entziehen: Fröhlichkeit oder Trauer, Aggression oder Sanftmut, Schwung oder Phlegma – alle reißen mich auf ihre Art mit. Großzügigkeit oder Neid färben auf meine Freigiebigkeit ab. Die Gemeinschaft mit mutigen Menschen lässt mich über meinen Schatten springen; gegen um sich greifende Ängstlichkeit muss ich mich aktiv wehren. Besonders ansteckungsgefährdet bin ich sicherlich, wenn mein Immunsystem nicht auf der Höhe arbeitet: Wenn ich unsicher bin, emotional nicht gut aufgestellt oder einfach nur müde, ist eine Beeinflussung von außen wahrscheinlicher.

Aber kann und will ich mich überhaupt impfen gegen das, was in meiner Umgebung los ist? Nicht in jeder Hinsicht und nicht immerzu. Denn: Geimpfte Menschen lassen sich nicht anstecken, respektive mitreißen oder überzeugen. Sie bleiben immer irgendwie unbeeindruckt und nicht betroffen. Ich empfinde solche Menschen leicht als reserviert, sie wirken auf mich tendenziell vorwurfsvoll, bremsend, vor allem aber unnahbar. Für zwischenmenschliche Nähe brauche ich Empathie – und werde durch sie verletzlich und ansteckbar. Auch ich habe klare und begründete Überzeugungen. Sie sind gut und wichtig, denn sie schützen mich gegen willkürliche Moden, unberechtigte Kritik und gefährliche Manipulation. Wenn es aber um weniger existenzielle Dinge geht, darf ich ruhig ein bisschen empfänglich sein und mich anstecken lassen.

Sitzschuhe

Es gibt Schuhe, die sind zwar ausgesprochen schön, aber so unbequem, dass man in ihnen – wie der Name schon sagt – nur sitzen kann.

Es gibt Frauen, die Sitzschuhe für berechtigt oder sogar für wichtig halten. Das ist in Ordnung. Meiner Meinung nach sind Sitzschuhe der unfass- und dennoch greifbare Sieg der Oberflächlichkeit über die Wahrheit – und daher völlig überflüssig. In dieser Frage verweigere ich mich dem Diktat der Mode. Das ist möglich, weil ich vorrangig in Kreisen verkehre, in denen es nicht so stark auf die passenden Schuhe ankommt.

In bestimmten Grenzen beuge auch ich mich dem, was gerade angesagt ist – manchmal ohne es zu merken. Sitzschuhe gehören nicht dazu.

Auf Augenhöhe

Um meinen Kindern gerade in die Augen schauen zu können, musste ich mich einige Jahre zu ihnen hinab beugen. Mittlerweile muss ich ich mich bei den meisten von ihnen strecken – oder sie beugen sich zu mir hinab. Auf jeden Fall muss einer von uns sich bewegen.

Ein Freund von mir ist Professor, ich kenne ihn schon sehr lange. Er ist nicht nur auf seinem Fachgebiet sehr schlau – das sollte ein Professor ohnehin sein. Er ist zudem neugierig, interessiert und intellektuell beweglich, geistig wach.

Ich halte mich selbst nicht für dumm, spiele vom Verstand her allerdings in einer anderen Liga: Neugierig und interessiert bin ich auch; die intellektuelle Beweglichkeit und geistige Aufnahmekapazität meines Hirns sind bei mir jedoch klarer und enger begrenzt als bei diesem Mann. Für unsere Freundschaft hatte dieser Unterschied nie eine Bedeutung – wir waren und sind als Menschen trotzdem auf Augenhöhe. Ich muss mich dafür weder strecken noch beugen. Dass das möglich ist, liegt mehr an ihm als an mir.

Nur eine Begegnung?

In Begegnungen mit Menschen verhalte ich mich nicht immer ganz genau gleich: Mein ICH hat Facetten. Welche besonders sichtbar wird, hängt auch von meinem Gegenüber ab: Ich offenbare immer nur einen Teil von mir – zum großen Teil unbewusst. Ich bin immer dieselbe – und doch irgendwie nicht. Dadurch schätzen Menschen sehr unterschiedlich ein, wie ich bin.

Außerdem lebt jede Begegnung zwischen zwei Menschen von einer Mischung aus Sendung und Reaktion – nur im Idealfall zu gleichen Teilen. Je nachdem, mit wem ich es zu tun habe, bringe ich viel von mir ein oder reagiere stark auf den anderen. Ich-Stärke wirkt inspirierend auf andere; Empathie macht mich zu einem nahbaren Menschen.

Durch die Begegnung mit Menschen werde ich verändert – positiv oder negativ, kurzfristig oder nachhaltig: Gute Laune kann ebenso ansteckend sein wie Traurigkeit; ein ernsthafter Gedankenimpuls mein ganzes Weltbild ins Wanken bringen. Die Summe aller Begegnungen prägt, schleift und verändert mich.