Abhängig und stolz!

In einem Artikel lese ich von der schier unerträglichen Situation der Mädchen und Frauen in Afghanistan: Seit die Taliban wieder an der Macht sind, ist Schulbildung für sie unmöglich; sie werden (wieder) unterdrückt und zwangsverheiratet. Vor allem diejenigen, die in den vergangenen Jahren lernen, studieren und arbeiten konnten, spüren schmerzlich, was sie binnen kürzester Zeit verloren haben. Ein Satz macht mich nachdenklich: `Wie könne jemand, der vorher frei war und nun von jemand anderem abhänge, stolz sein?´ 

Auch ich bin abhängig; wir alle sind es – ob wir es merken oder nicht: von Lebensumständen, Möglichkeiten und Menschen. Mit manchen Zwängen müssen wir uns abfinden oder arrangieren, manche sind uns vielleicht sogar angenehm: Kinder sind zwar völlig abhängig von ihren Eltern, gleichzeitig aber völlig frei in ihrem Verhalten – die Letztverantwortung tragen sie eben nicht. Es ist kein Problem, von jemandem abhängig zu sein, wenn derjenige es grundsätzlich gut mit uns meint und wir ihm vertrauen können. Dann können und dürfen wir – trotz aller Abhängigkeit – auch stolz sein, glaube ich. Für die Mädchen und Frauen in Afghanistan gilt dies leider nicht.

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