Es hat geregnet, alles sprießt und wächst, auch das Unkraut. Wie immer sieht man es erst dann in seiner ganzen Fülle, wenn man davor auf die Knie geht oder in die Hocke. „Unkraut jäten macht mir Spaß“, sagte ich früher, „man kann gut abschalten und sieht hinterher, was man geschafft hat.“ Der Satz war nicht gelogen, hat sich aber über die Jahre verändert. Ich kann noch immer abschalten und sehe, was ich geschafft habe, nur der Spaß hält sich in Grenzen. Selten und überschaubar ist Gartenarbeit in Ordnung – mehr aber auch nicht. Während ich das denke, fühle ich mich fast ein bisschen schlecht: Darf ich das, keine Lust mehr haben zur Gartenarbeit oder zumindest nur begrenzt?
Schließlich bin ich sozusagen `vom Fach´, habe Landwirtschaft studiert und konnte mir damals ein Leben auf dem Bauernhof vorstellen. Daraus wurde nichts – vielleicht zum Glück? Denn 30 Jahre später lebe ich höchst zufrieden ohne Acker oder `Acker light´. Ich habe weder einen Gemüsegarten noch eine Kräuterspirale und ziehe nicht jedes Jahr meine eigenen Tomaten. Mein Leben spricht seine eigene Sprache, was mir wichtig und ein Anliegen ist. Ausgiebiges Gärtnern gehört nicht dazu, obwohl ich den Garten an sich genieße und nicht missen möchte.
Ein wenig liegt es sicher an den veränderten Umständen: Ich habe weniger Zeit und mehr Rückenprobleme. Damit einhergehend haben sich meine Vorlieben und Interessen verschoben. Was mich früher begeisterte – vielleicht auch aus Gewohnheit, passt heute einfach nicht mehr so gut rein in mein Leben. Und deshalb bin ich froh, dass der Garten inzwischen relativ pflegeleicht ist und meiner Arbeitskraft nur gelegentlich und kurz bedarf. Sonst würde zu einer leidigen Pflicht, was ich früher als spaßige Abwechslung empfand.