Erinnerung

Besondere Daten (Geburts- oder Hochzeitstage) sind in meinem Gedächtnis vermerkt – oder in meinem immer währenden Kalender in der Küche. Er erinnert mich daran, rechtzeitig eine Karte zu schreiben. Der 20. Juli ist so ein besonderes Datum: Für mich als Deutsche ist es der Tag des gescheiterten Attentats von 1944; für mich persönlich ist es ein Geburtstag. Zwei sehr liebenswerte Männer, ein Cousin und ein Freund, wurden am 20. Juli geboren. Beide sind schon verstorben, beide zu früh und unerwartet. Die Erinnerung an sie bleibt: Auch ohne den Vermerk in meinem Kalender denke ich heute an sie. (Nur) die Zeit der Karten ist vorbei.

Haustier-Typen

Katzen sind unabhängig und kommen nur, wenn sie was wollen. Hunde brauchen das Rudel und lieben die Gemeinschaft. Je nachdem, was man an einem Haustier mag und sucht, entscheidet man sich für Hund oder Katze.

Ich bin kein Haustier-Typ, für mich überwiegen die Nachteile: Die einen riechen, wenn sie nass sind; die anderen verhalten sich wie eine Diva. Ich bin auch ohne Haustier sehr zufrieden.

Gesundheitsschutz

Gesundheitsschutz sei das „höchste Gut“ oder müsse „höchste Priorität“ haben, lesen und hören wir täglich. Das klingt super und genau richtig – greift aber zu kurz. Momentan bedeutet es fast ausschließlich, sich nicht mit dem Corona-Virus anzustecken. Dieser Gesundheitsschutz hat Folgen:

Menschen haben extreme Existenzsorgen, leiden unter Stress oder werden depressiv. Wegen der Abstandsregeln isolierte Menschen vermissen Ansprache und Nähe – und bauen ab. Vor allem kleine Kinder erleben Masken und Abstand als verunsichernd und werden in ihrem Urvertrauen erschüttert. Langfristige Auswirkungen sind schwer abzuschätzen.

Covid-19 ist eine gefährliche Erkrankung, aber nicht die einzige. Dem (Gesundheits-)Schutz vor ihr alles unterzuordnen, hat einen Preis, der nicht nur finanzieller Art ist. Auch diese Kosten sind schwer abzuschätzen …

Ungestört

Kleine Kinder können sich super allein beschäftigen – es sei denn, die Aufsichtsperson telefoniert. Der Telefonhörer an meinem Ohr schien zumindest für unsere Kinder das Signal auszusenden: „Fragt mich was; habt Hunger oder Durst; seid ab sofort gelangweilt oder streitet euch …“ Ungestörtes Telefonieren geht nur, wenn Kinder schlafen.

Ein Handy am Ohr scheint andere Signale zu senden: Beim Spazierengehen begegne ich einer jungen Frau mit Kleinkind. Die Mutter spricht angeregt mit weiß-ich-wem; das Kind schaut rum und brabbelt vor sich hin. Ungestört geht das nur, wenn Mama telefoniert.

Distanz

Wir leben in einer Zeit der Abstandsregeln: Distanz heißt „Vorsicht“ und ist das Mittel der Wahl, um Infektionsketten zu durchbrechen. Händeschütteln ist ebenso tabu wie eine Umarmung. Sobald ich mich unwohl fühle, soll ich erst recht auf Abstand gehen – Geschäfte nicht betreten, Menschen nicht treffen, jegliche Gemeinschaft meiden.

Distanz mag Ansteckungen verhindern; ebenso auf der Strecke bleiben aber auch Herzlichkeit, Nähe, Anteilnahme und Empathie. Und genau das stärkt Menschen – besonders, wenn sie sich unwohl fühlen.

Super Rasen – zweckfrei

Der Platzwart unserer Sportanlage ist auf Zack: Sein Rasen ist auch in normalen Jahren top gepflegt – das Gras ist dicht, gut gewässert und strapazierfähig, die Fläche ohne große Unebenheiten. Dieses Jahr ist kein normales Jahr. Corona-bedingt kommen der Rasenpflege seit Monaten keine grätschenden Fußballer in die Quere. Daher herrschen auf allen Plätzen unseres Vereins optimale Bedingungen für wöchentliche Fußballspiele – die seit Monaten nicht stattfinden. Vorbeilaufende Spaziergänger bewundern den „englischen“ Rasen; seit kurzem turnen einige Gymnastik-Gruppen darauf.

„So gut sahen unsere Plätze noch nie aus“, sagt der Platzwart. Klar: Super Pflege – für Fußball, keine Nutzung – durch Fußball, super Zustand – für Fußball. Toller Rasen, leider zweckfrei.

Doch da

Vor einiger Zeit dachte mein Mann, man könne das Artensterben direkt an den nicht vorhandenen Hummeln in unserem Lavendel beobachten. Weit gefehlt: Jetzt sind sie da! Ein paar Tage länger – vielleicht auch ein paar Grad mehr – haben sie gebraucht und tummeln sich in den Blüten. Es ist nicht eine Biene dazwischen: Die mögen vielleicht keinen Lavendel – oder sie sind stärker vom Artensterben betroffen. Ich weiß es nicht. Aber die Hummeln, die sind doch da.

Nicht kompatibel

Ein Freund von mir kommuniziert über alle möglichen Messenger-Dienste, nur nicht über Briefe. Ich dagegen bevorzuge für bestimmte Mitteilungen (noch immer) den Brief. Daher funktioniert unsere Kommunikation nur mit Hürden: Ich nutze kein WhatsApp, Threema oder Telegram – und kann seine Nachrichten nicht empfangen. Er schaut nicht in seinen Postkasten – und findet meine Briefe nicht.

Wenn etwas dringend ist, schickt er mir den Screenshot eines WhatsApp-Verlaufs per Mail. Andersherum schreibe ich ihm eine Mail, wenn er in seinen Briefkasten schauen soll. Das ist total umständlich – und irgendwie lächerlich. Wir könnten einfach nur E-Mails schreiben; aber das ist für uns beide zweite Wahl: Ich finde Mails für manches zu steril, für ihn fällt Mail schon fast unter Post… Es bleibt das Telefon. Das ist noch altmodischer, passt nicht immer und meist vergessen wir etwas – aber was hilft`s? Unsere Kommunikationswege sind nicht kompatibel.

Wort + Wort = Sprache?

Wörter eröffnen Möglichkeiten. Je größer mein Wortschatz, desto differenzierter kann ich mich ausdrücken – auch in einer Fremdsprache. Klingt einfach, ist es aber nicht, denn: Für ein deutsches Wort gibt es oft mehrere englische. Ein Beispiel sind die vielen möglichen Übersetzungen für „Möglichkeit(en)“:

opportunity, possibility, chance, option, alternative, ways

Jedes dieser Worte setzt einen anderen Schwerpunkt – Gelegenheit, Alternative, Wahrscheinlichkeit etc. Mein Mann kann die Unterschiede sehr treffend auf den Punkt bringen – und hat sie mir schon des öfteren erklärt. Ich kann sie mir leider nicht ebenso umfänglich merken; so zielgerichtet lerne ich nicht. Mein Englisch-Lernen beschränkt sich auf Bücher, Videos und gelegentliche Gespräche mit Muttersprachlern. Ich beherrsche die Sprache ganz gut, aber nicht fehlerfrei; trotzdem benutze ich die möglichen englischen Worte für „Möglichkeit“ (irgendwie unbewusst?) meist richtig.

In meinem Umfeld kommt es nicht auf perfektes Englisch an: Ich MUSS es nicht, aber ich MÖCHTE mich richtig ausdrücken können. Englisch – quasi theoretisch – am Schreibtisch zu lernen, ist dennoch unattraktiv für mich und funktioniert nur begrenzt. Wahrscheinlich liege ich dadurch manchmal knapp daneben mit meiner Wortwahl. In diesem Fall rechne ich mit der Möglichkeit eines barmherzigen Gesprächspartners.

Gewinn oder Verlust?

Jugendliche sind heute im Schnitt täglich x Stunden mit digitalen Medien beschäftigt. Dort treffen sie ihre Freunde – bestenfalls – oder zocken sich durch die Nachmittage und Abende. Pausen kommen nicht vor oder werden durch virtuelle Begegnungen gefüllt. Viele Jugendliche heute sind immer beschäftigt und die Zeit vergeht.

Ich habe mich früher auch mit Freunden getroffen – analog und nicht täglich mehrere Stunden. Alternativ habe ich gelesen oder nachgedacht, aber ich war auch allein und habe gar nichts getan. Ich war nicht immer beschäftigt und die Zeit verging.

Tendenziell haben wir Beschäftigung gewonnen und Leere verloren. Ob sich das unterm Strich wie Gewinn oder Verlust anfühlt, muss wohl jeder selbst entscheiden.